Obwohl das österreichische Volk in seiner Mehrheit katholisch ist, liebt es unsere Leserschaft meist nicht, in der belletristischen Literatur religiös-konfessionelle Tendenzen allzusehr in den Vordergrund gestellt zu sehen. Verschiedene Anzeichen scheinen uns darauf hinzudeuten, daß es im heutigen Deutschland und in der deutschen Schweiz nicht anders ist. Um Ihre Arbeit, deren hohe sittliche Qualitäten wir gerne anerkennen und schätzen, bei einem Teil des deutschsprachigen Publikums nicht vielleicht in einem falschen Licht erscheinen zu lassen und die Verbreitung des Romans in weitesten Kreisen zu fördern, möchten wir Ihnen einige kleine Abänderungen vorschlagen, meist nur wenige Worte umfassend, die den Inhalt des Werkes völlig unangetastet lassen, es aber von jedem falschen Verdacht irgendwelcher konfessioneller Tendenz befreien würden. Wir legen eine kleine Liste unserer Abänderungsvorschläge hier bei und wären Ihnen für Ihre freundliche Stellungnahme hierzu sehr verbunden. Wollen Sie, bitte, überzeugt sein, daß es nicht mutwillige Verbesserungs- oder Abänderungssucht ist, die uns dazu veranlaßt, sondern die genaue Kenntnis der Mentalität unserer Leser und das Bestreben, Ihrem Roman die größtmögliche Verbreitung im deutschen Sprachgebiet und insbesondere im Kreise unserer Buchgemeinschaft "Büchergilde" zu sichern. Wir glauben, daß sich diese wenigen kleinen Abänderungen auch auf den Absatz des Buches in Deutschland günstig auswirken würden, wollen aber, Ihre Zustimmung voraussetzend, die endgültige Entscheidung über die Textierung der für Deutschland bestimmten Auflage dem Engelhorn-Verlag überlassen, falls unsere Verhandlungen mit dieser Firma zu einem allgemein befriedigenden Übereinkommen führen sollten, wie wir gerne annehmen wollen. Vom Engelhorn-Verlag haben wir über unseren Vorschlag noch nichts gehört. Wir nehmen an, daß er schon im Besitze des Schreibens ist, das wir mit der Bitte um Weiterleitung am 3.VII. an Sie gerichtet haben.
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