Ich kann eine gute Gelegenheit nicht unterlassen, um Ihnen einige Zeilen zu übersenden, die Sie über Ihre und meine Angelegenheiten hoffentlich interessiren werden. Am vorigen Samstag[2] ging ich in's Gymnasium, um Ihre Bücher, sowie die des Herrn Algar einzupacken, aber ich fand nirgendwo ein Koffer, selbst nicht bei dem Pförntner.[3] Ich weiss nicht ob Sie eine Kiste zu Brügge haben, um Alles einzupacken; wonicht, dann bitte ich Sie gütigst mich darüber zu benachrichtigen, auf dass ich eine bei dem Zimmermann machen lassen und so bald als möglich Ihrem Wunsche entsprechen kann.
Die Bücher des Herrn Algar sind bereits halb eingepackt, und ich werde sie Mitwoch[4] aus Roulers abschicken; jedoch muss ich die Kiste sobald sie leer sein wird wieder hier bekommen, auf dass ich den Rest auch einpacken kann.p2Es steht auch noch ein Koffer im Zimmer des Herrn Algar, das mit Kleidungsstücken, scheint es mir, gefüllt ist. Dies will ich zu gleicherzeit auch nach Brügge in's Englische Seminar absenden.
Sie denken vielleicht nicht, dass ich aus Roulers weg bin. Trotz meiner Dürftigkeit wurde ich um so zu sagen genöthigt, mich auf ein paar Tage nach Cortryk zu begeben. J. Vanlerberghe nämlich, dem ich bereits in den vergangenen Ferien versprochen hatte, ihn einmal besuchen zu kommen, kam zweimal Freitag zu mir und bat mich so dringend mein schon so lange gegebener Versprechen zu halten, dass ich ihm nicht länger abschlagen wollte. Ich ging desshalb am Tage des Besuchs des König's[5] zu Fusse nach Cortryk, wo ich sehr freundlich empfangen wurde. Der Empfang des Königs war sehr enthusiastisch, und viel besser und herzlicher, als man je unsern König von Preussen in der Rheinprovinz[6] empfing. Der König muss gestehen dass es nur ein Flandern gibt und dass die flämischen Herzen die besten und ich mag sagen die ihm gewogensten sind. p3Am Sonntage[7] reiste ich für zwei Franken, welche Vanlerberghe die Güte hatte für mich auszulegen hin und zurück nach Ypern[8] wo der Empfang noch feierlicher, jedoch nicht ganz so enthusiastisch war als zu Cortryk. Wahrscheinlich war es das Wetter welches auf das Gemüth eingewirkt hatte. Zu Cortryk sowohl, als auch zu Ypern war die Audienz und das Empfang der Geistlichkeit von Seiten des Königs die freundlichste und herzlichste. Der König schien tief gerührt auf den Vortrag, welchen der Herr Dechant von Cortryk ihm vorlas. Das übrige werde ich Ihnen später persönlich mittheilen.
Ich fand zu Cortryk im Gymnasium einen Deutschen, welcher vielleicht in zwei Jahren nach Brügge in's Englische Seminar kommen will. Er ist gegenwärtig in Secunda und hat sich verpflichtet noch zwei Jahre lang bis nach seiner Prima zu Cortryk im Gymnasium zu bleiben. Er wird vielleicht einmal gegen Ende der Ferien nach Brügge kommen, um Alles anzusehen und das Nähere darüber zu besprechen.p4Dies sind alle meine Neuigkeiten lieber Herr Gezelle. Heute kehre ich wieder nach Roulers zurück, wo mein Vetter[9] mich erwartet. Der letztere sowie auch seine Gemahlin sind schon bereits ganz gesinnt ihren Sohn zu Ihnen zu thun. Ich hoffe das Herr Huys nur keine Dummheiten machen wird, indem er ?Sine verabredet Ihren Sohn noch zu Roulers zu lassen. Ich bitte schreiben Sie mir doch das Nähere in Betreff des Gebäudes und der Unterrichtsfächer. Wer würde der Lehrer des kleinen sein, und wo muss er in die Schule gehen?
Ich verlangere schon Sie Alle wiederzusehen und bin sehr froh, dass ich bei Ihnen zu Brügge bleiben kann. Ich endige, und bitte Sie mich für Ihren aufrichtigsten und gehorsamsten Freunden zu halten.
Wie geht es mit Seppen. Viele Grüsse Ihm und Ihrer ganzen Familie.