18.10.1949
Herrn
D[okto]r Stijn Streuvels
Ingoyghem/Belgien
Het Lijsternest
Lieber verehrter Herr
D[okto]r Streuvels!
[1]
Ich habe Ihnen noch nicht für Ihren lieben Brief vom 15.9.49 gedankt.
[2] Er traf ein, während ich gerade mit meiner Frau in Oberbayern in Urlaub war, wo wir schöne Wochen verlebt haben. Unsere Tochter
[3] ist ja jetzt in Partenkirchen sehr glücklich verheiratet und so haben wir denn ebenfalls unseren ersten Besuch bei unserer Tochter gemacht, wie Sie in Veurne bei Frau
Dina, an deren Glück wir uns herzlich mitfreuen. Entschuldigen Sie daher bitte die so verspätete Antwort mit meiner Abwesenheit. Ich bin nämlich dann noch eine Woche lang geschäftlich im Rheinland und in Westfalen gewesen und durch diese Reisen hat sich sehr viel Arbeit angesammelt.
Selbstverständlich sende ich Herrn
Barlog ein Freistück der
zweibändigen Ausgabe. Es geht heute mit Begleitbrief an ihn ab. Es ist immer sehr schön, wenn man eine angenehme Verbindung heute wieder neu knüpfen kann, denn so vieles ist ja für immer vernichtet.
[4]
Die originellen Briefe von Fräulein
Hilgers und Herrn
Cluyter habe ich
l[au]t beiliegendem Durchschlag beantwortet. Ich hoffe Sie mit dieser Form einverstanden.
[5]
Wir sind eifrig bei der Arbeit für Weihnachten. Vor einigen Wochen war hier eine grosse Verlegerausstellung, ebenso eine solche in Frankfurt a[m Main] Auf beiden haben wir Ihre Werke soweit vorrätig, namentlich die 2-bändige Ausgabe, gross ausgestellt und hier ausserdem Ihr Bild in einem sehr schönen grossen Abzug aufgehängt. Wie ich höre, soll die Wirkung sehr gut gewesen sein.
Leider ist der Geschäftsgang in Deutschland in diesem ganzen Jahr ausserordentlich schlecht und wir hoffen, dass sich das vor Weihnachten noch bessert. Dabei ist sehr wichtig, dass zunächst einmal eine Anzahl von Verlagen und auch Buchhandlungen verschwinden, die in den letzten Jahren plötzlich emporgeschossen sind wie Pilze nach dem Regen, Leute, die lediglich durch den Umsturz nach oben getragen worden sind und gar keine fachliche Eignung für unseren Beruf mitbringen, aber [2]den Markt verderben.
Ganz besonders gefreut habe ich mich über den kurzen Bericht über das junge Paar. Ich hoffe, dass es weiterhin dort gut geht und dass ich auch gelegentlich einmal eine Zeile von Frau Dina bekomme. Mit Fräulein Isa hat sich im Laufe der Zeit ja ein reizender Briefwechsel entwickelt und ich freue mich immer darüber, wie gut sie die deutsche Sprache beherrscht. Nun hoffe ich sehr, dass Sie mir bald noch weitere Fotos senden können, wie Sie sie mir ja in Aussicht gestellt haben.
Uns geht es gut; wir freuen uns täglich an unserem Enkelkindchen, das stets fröhlich aus grossen blauen Augen in diese merkwürdige Welt hineinlächelt.
Nehmen Sie mit den Ihrigen die herzlichsten Grüsse und Wünsche.
In alter Verehrung
stets Ihr
(handtekening Adolf Spemann)
Annotations
[1]
Streuvels werd doctor honoris causa aan de universiteiten van Leuven, Münster en Pretoria.
[2]
Cf. brief van Stijn Streuvels aan Adolf Spemann van
15 september 1949, waarop de uitgeve hier antwoordt.
[4]
Op 18 oktober 1949 schreef Adolf Spemann aan Boleslaw Barlog:
Mein verehrter Autor, Herr Dr. Stijn Streuvels, schreibt mir als seinem deutschen Verleger, dass Sie durch den Krieg Ihre ganze Habe und auch Ihre Bücher verloren haben. Es ist mir ein Vergnügen, Ihnen dem Wunsche von Herrn Dr. Streuvels entsprechend die zweibändige Ausgabe seiner Werke zu übersenden. Sie geht Ihnen gleichzeitig zu unberechnet. Ich füge noch mein neues Verlagsverzeichnis bei sowie eine Bildpostkare des Dichters und sende Ihnen meine verbindlichsten Grüsse und Empfehlungen. Een afschrift van deze brief wordt bewaard bij dit schrijven van Spemann aan Streuvels.
[5]
Diezelfde dag dus schreef Adolf Spemann aan Elisabeth Hilgers, een lerares uit Porselen bij Aken:
Mein verehrter Autor, Herr Dr. Stijn Streuvels, übersendet mir Ihren Brief vom 10.8.1949 als seinem deutschen Verleger mit der Bitte, ihn zu beantworten. Ich tue dies gerne und teile Ihnen hierdurch mit, dass Herr Streuvels nichts gegen Ihren Plan, sein Buch "Dodendans" in Ihre dortige Mundart zu übertragen, einwendet. Ich selbst finde den Gedanken recht originell, kann mich für diese Spezialaufgabe nur leider nicht als Verleger zur Verfügung stellen, sodass Sie einen Verleger für diese Ausgabe suchen müssten, der dann das Recht erwirbt. Ich nehme doch an, dass Sie an eine Buchausgabe denken und nicht nur an eine Übertragung für Ihren eigenen Hausgebrauch. Im Falle einer Buchausgabe müsste natürlich eine regelrechte Autorisation durch Herrn Dr. Streuvels erfolgen und ein Honorar vereinbart werden. Würden Sie mir bitte noch mitteilen, wie die dortige Mundart genannt wird? Es gibt doch sicherlich einen Fachausdruck dafür. (...)
Ook H.M. Cluyter diende Spemann van antwoord. Hij schreef: Mein verehrter Autor, Herr Dr. Stijn Streuvels, hat mir als seinem deutschen Verleger wegen seiner Überlastung Ihre beiden Briefe vom 8.6. und 10.9.49 übersandt und mich gebeten, Ihnen Bescheid zu geben. Es ist Herrn Dr. Streuvels wegen dringlicher Arbeiten zu seinem Bedauern nicht möglich, an Ihrem Plane mitzuwirken, und er lässt Sie bitten, auf ihn zu verzichten. (...) Wat het plan van Cluyter inhield, konden we niet achterhalen door het ontbreken van de voorafgaande brieven van Cluyter aan Streuvels. Een afschrift van beide brieven wordt bewaard bij dit schrijven van Spemann aan Streuvels.