Ingoyghem
bei Kortrijk
- Grethlein. Der Brief von Grethlein ist wenig höflich und verrät durch seinen Ton die innere Unsicherheit des Briefschreibers. Grethlein hat damals mitten aus dem Briefwechsel mit uns heraus, ohne uns die geringste Mitteilung zukommen zu lassen, mit Schünemann abgeschlossen und uns die vollendete Tatsache gemeldet, was natürlich ebenfalls unkorrekt war. Durch Ihre entschiedene und klare Stellungnahme gegenüber Schünemann haben Sie die Dinge nunmehr auf das richtige Gleis gebracht; ich habe daher heute an Grethlein geschrieben und ihm für die Verlagsrechte R[eichsmark] 300.- geboten. Wir wollen sehen, ob er darauf eingeht. Da Greth[2]lein selber heute nur ganz wenig Belletristik herausbringt, wäre eine Neuausgabe Ihrer Novellen bei ihm vollkommen deplatziert, und ich halte das auch nur für eine Finte. Sobald ich Nachricht habe, schreibe ich Ihnen wieder.[2]
- Valeton.[3] Ich freue mich sehr, daß Sie mit der Übersetzung im Ganzen so sehr zufrieden sind; die kleinen Fehler werden sich leicht beseitigen lassen. Da es nicht ausgeschlossen ist, daß wir im Lauf der nächsten Wochen neu drucken müssen, bitte ich Sie, doch gleich an Frau Valeton zu schreiben und ihr ein Stück der Übersetzung, mit Ihren Korrekturen versehen, zu schicken (Würzburg, Am Exerzierplatz 2). Bitten Sie sie dann bei dieser Gelegenheit, dieses von Ihnen durchkorrigierte Buch recht bald an uns weiterzuschicken, damit die Korrekturen hier ausgeführt werden können.
-
Hausenstein / Frankfurter Zeitung. Das ist eine recht interessante Nachricht. Ich erhielt gleichzeitig von Herrn Nimtz Bericht über diesen Besuch von Frau Hausenstein. Ich kenne Herrn Hausenstein persönlich; er ist Süddeutscher, Kunsthistoriker, aber kein solcher von der streng wissenschaftlichen Richtung, sondern mit mehr journalistischem Einschlag. Überhaupt ist das journalistische Element in ihm sehr stark. Er redigiert auch neuerdings ziemlich stark den literarischen und künstlerischen Teil der Frankfurter Zeitung.Der Abdruck eines Werks von Ihnen in der Frankfurter Zeitung würde zweifellos eine starke Reklame bedeuten, allerdings auch nur in bestimmten Kreisen; man darf nicht vergessen, daß die Wirkung in anderen Kreisen eher etwas nachteilig sein wird, eben in den Kreisen, die die Frankfurter Zeitung wegen ihrer früheren destruktiven Haltung immer noch bemißtrauen. Heute hat sich die Frankfurter Zeitung allerdings stark gewandelt, aber eine jahrzehntelange Geschichte läßt sich eben nicht von heute auf morgen auslöschen. Ich glaube also, den Abdruck [3]einer großen Novelle oder gar eines Romans in der Frankfurter Zeitung nicht widerraten, aber auch nicht sozusagen warm befürworten zu sollen. Jedenfalls werde ich mich sofort mit Herrn Hausenstein in Verbindung setzen.Die Frankfurter Zeitung schrieb uns schon neulich, ob wir nichts von Ihnen anzubieten hätten, doch mußte ich darauf erwidern, daß wir zunächst einer anderen Zeitschrift ein Vorrecht zuerkannt hätten. Schon vor längerer Zeit haben nämlich "Westermanns Monatshefte", eine außerordentlich vielgelesene und gut redigierte Monatszeitschrift, sich um Novellen von Ihnen beworben, und hierfür habe ich "Het Leven en de Dood in den Ast" vorgesehen.[4] Sobald also Fräulein Wolf die fertig überarbeitete Novelle an mich zurückgesandt hat, werde ich sie setzen und Korrekturfahnen an "Westermanns Monatshefte" senden lassen. Lehnen diese ab, so gehen wir an die Frankfurter Zeitung.[5]Vor allen Dingen werde ich Herrn Hausenstein fragen, welchen Übersetzer er vorzuschlagen hat. Ich meinerseits würde in erster Linie doch wieder Frau Valeton empfehlen oder aber Herrn Ackermann. siehe Nachschrift!
- "Teleurgang van den Waterhoek".[6] Fräulein Schmülling war zwar der Meinung, daß dieses Werk sich für die Übersetzung ins Deutsche weniger eigne, doch ist ihre Meinung ja nicht allein ausschlaggebend und beweist zunächst eben nur, daß sie kein näheres Verhältnis zu diesem Werk hat. Ein Übersetzer muß ja wirklich von seiner Vorlage begeistert sein, und des[4]wegen werde ich mich auch hierüber zunächst einmal mit Herrn Hausenstein, dann aber auch mit Frau Valeton und Herrn Ackermann unterhalten. Technisch halte ich es an und für sich für recht glücklich, zunächst eine Anzahl von Novellen einzeln herauszubringen, ehe wieder ein Roman kommt. Außerdem plant ja der Inselverlag in seiner Neuausgabe der "Bibliothek der Romane" auch die Wiederaufnahme des "Flachsacker"; ich habe nur bis jetzt den Termin noch nicht genau erfahren können.[7]
(handtekening Adolf Spemann)