24.6.1939
Herrn D[okto]r Stijn StreuvelsIngoyghem
bei Kortrijk
Sehr verehrter Herr Streuvels!
Heute kann ich Ihnen zu meiner Freude einen schönen Erfolg melden: nach langen Bemühungen ist es mir gelungen, die Deutsche Hausbücherei der Hanseatischen Verlagsanstalt für eine Lizenzausgabe von "Minnehandel" ("Liebesspiel in Flandern") zu interessieren. Die Deutsche Hausbücherei ist das, was man in England einen "Book-Club" nennt; die Mitglieder dieses Clubs bezahlen einen bestimmten Jahresbeitrag und erhalten dafür eine bestimmte Anzahl ausgewählter Bücher, die auf diese Weise für die Mitglieder wesentlich billiger sind, als wenn sie sie einzeln kaufen. Diese Book-Clubs (wir nennen sie in Deutschland "Buchgemeinschaften") haben zum Teil eine sehr große Mitgliederzahl, so daß dadurch große Auflagen zustande kommen; diese große Zahl wirkt dann auch wieder als sehr gute Reklame für den Verkauf der Einzelausgaben. Da die Buchgemeinschaft jeweils die ganze Auflage voraushonoriert, ist das Honorar bei solchen Lizenzen niedrig, wenn man es für das einzelne Stück betrachtet; im Ganzen gesehen kommen aber doch sehr schöne Zahlen heraus.
Die Deutsche Hausbücherei will zunächst 20 000 Stücke drucken und honorieren, die sie selber in der [2]eigenen Druckerei herstellt. Von dem Honorar schlage ich vor, R[eichsmark] 1500.- an Sie und R[eichsmark] 300.- an Frau Valeton zu geben und dieses Teilungsverhältnis auch bei etwaigen späteren Auflagen der Deutschen Hausbücherei beizubehalten. Leider muß ja allerdings von Ihrem Anteil wie immer die Einkommensteuer von 10 % abgezogen werden, aber das läßt sich nicht ändern. Ich wäre Ihnen für Ihre recht baldige Zustimmung dankbar, damit der Vertrag mit der Deutschen Hausbücherei von mir abgeschlossen werden kann.[1]
Die Deutsche Hausbücherei fängt wie[ ]gesagt zunächst mit dieser Mindestauflage an, glaubt aber, rasch höherzukommen. Es wäre mir eine aufrichtige Freude, auf diese Weise nun zum erstenmal eine größere Auflagenziffer eines Streuvels-Buches ankündigen zu können, denn ich kann natürlich ohne weiteres die Auflagenziffern zusammenzählen, und das wird auf das Publikum Eindruck machen.
Da ich am 1. Juli für vier Wochen in Urlaub gehe, bin ich Ihnen sehr dankbar für Ihre rasche Zustimmung, damit ich die Angelegenheit vorher noch erledigen kann.
Mit meinen herzlichen Grüßen in alter Verehrung
Ihr
(handtekening Adolf Spemann)
(handtekening Adolf Spemann)
Annotations
[1]
Streuvels zal met dit voorstel instemmen en schrijft dit ook in zijn brief aan Spemann van 26 juni 1939. In 1940 verscheen deze licentie-uitgave van Liebesspiel in Flandern.