Sp/tS.
20.3.41
Einschreiben!
Herrn
D[okto]r[ honoris causa] Stijn Streuvels
Ingoyghem b[ei]/ Kortrijk
Belgien
Mein lieber, hochverehrter Herr Doktor
Streuvels!
[1]
Nachdem ich nunmehr von meiner Reise zurückgekehrt bin,
[2] möchte ich Ihnen und Ihrer verehrten Gattin noch einmal recht herzlich für die entzückenden Stunden danken, die ich bei Ihnen habe verleben dürfen. Ich war wirklich glücklich, Sie unter diesen so veränderten Umständen bei so guter Gesundheit und Frische anzutreffen. Das schöne Wetter zeigte mir das herrliche Land im besten Licht, und ich durfte in unseren Gesprächen wieder den Grundton des schönen herzlichen Einverständnisses feststellen, der mir die Arbeit für Ihr Werk auch persönlich zu einer so besonderen Freude macht.
Meine Reise verlief weiterhin noch sehr schön und eindrucksvoll, und auf wie merkwürdige Weise ich Fräulein Dina in Gent gefunden habe, wissen Sie mittlerweile bereits aus unserer Postkarte. Ich muß wirklich sagen: so viel merkwürdige Erlebnisse mir das Leben schon gebracht hat, so habe ich doch kaum ein solches Wunder erlebt wie dieses Zusammentreffen auf der Straße. Da der von Ihnen angegebene Zug nicht mehr verkehrt und der nächste, den ich dann benutzen mußte, außerdem noch eine halbe Stunde Verspätung hatte, kam ich erst nach 19 Uhr in Gent an und war in großer Sorge, ob ich Ihre Tochter überhaupt noch finden würde. Ich mußte mir ja zuerst im Quartieramt, das sich im Rathaus befindet, mein Hotel zuweisen lassen, und dadurch ging beinahe eine weitere halbe Stunde verloren. Als ich dann in der sehr belebten Flandernstraße stand, wußte ich nicht genau, in welcher Richtung das Hotel "Gambrinus" liege, und fragte auf gut Glück die erste junge Dame, die vor mir herging, nach der Richtung. Ich erhielt sehr freundlich Auskunft in ausgezeichnetem Deutsch, und erst als ich mich bedankt hatte, schoß mir plötzlich durch den Kopf, daß dieses reizende Meisje mit seinem lustigen blau-weißen Mützchen und den Tiroler Strümpfen ja eine unglaubliche Ähnlichkeit mit den Bildern von Prütske habe, die sich seit mittags 2 Uhr in meiner Aktenmappe befanden. Ich hielt [2]aber diesen Zufall zunächst doch für allzu unwahrscheinlich und brauchte einige Sekunden, bis ich den Entschluß fand, diese junge Dame zu fragen, ob sie nicht vielleicht Fräulein Lateur sei.
Nun, Sie können sich die beiderseitige Überraschung vorstellen! Fräulein Dina erklärte mir außerdem, sie habe vor wenigen Augenblicken mit ihrer Freundin von mir gesprochen, und ich stellte dann später fest, daß Sie ein ausgezeichneter Photograph sind und daß ich sehr gute Augen habe. Ihre Tochter machte mir dann die große Freude, mit mir zu Abend zu essen, und ich hatte sofort das Gefühl, sie schon immer gekannt zu haben. Sie ist ein ganz prachtvoller Mensch, und ich bin sehr froh, sie kennengelernt zu haben. Meine Familie und ich rechnen mit aller Bestimmtheit darauf, daß Fräulein Dina uns einmal, und zwar zusammen mit Ihnen, für mindestens eine Woche besucht, und zwar am liebsten im kommenden Herbst. Sie muß sich zu diesem Zweck einen "Studienurlaub" bei ihrer Schule nehmen, denn eine Lehrerin der Geschichte muß unbedingt sich durch persönlichen Augenschein ein wenig über die Geschichte des neuen Deutschland unterrichten! Außerdem muß sie ihrem Vater auf der Reise helfen und ihm den Koffer tragen!
Sehr interessant waren für mich die Veranstaltungen in Antwerpen.
[3] Ich habe sämtliche Darbietungen zu Ehren von Professor
Verhulst mitgemacht, und wenn ich auch nicht alles verstanden habe, so habe ich doch eine Reihe von wertvollen und wichtigen Menschen bei dieser Gelegenheit kennengelernt. Auch war ich auf dem Hochhaus
[4] und habe bei herrlichstem Wetter den Blick über die Stadt mit ihren Höfen und Dächern und über den großen Scheldebogen genossen.
In Kortrijk habe ich noch Herrn
Grymonprez besucht und in ihm einen sehr liebenswürdigen und klugen Menschen gefunden. Es ist aber natürlich offengesagt doch ein gewisses Unding, daß ein Dichter von Ihrem Format in einem solchen kleinen Provinzverlag erscheint. Ich möchte fast annehmen, daß nun doch bei dem Neuaufbau des kulturellen Lebens in Flandern auch die bisherige Zersplitterung des Verlagswesens und überhaupt der ganzen Literatur in kleine Verlage und Zeitschriften sich ändert und einer größeren Entwicklung Platz macht.
[5] Man kann dies natürlich nicht von heute auf morgen erwarten, aber man darf auch nicht hoffen, daß so etwas vielleicht einmal
fertig vom Himmel fällt.
Hier habe ich nun bereits gestern mit großer Freude das von Ihnen übersandte Widmungsstück von "
De Maanden" mit Ihrer schönen Inschrift, für die ich Ihnen besonders herzlich danke, erhalten. Das Buch ist also nur vier Tage unterwegs gewesen. Von Frau
Valeton fehlt merkwürdigerweise immer noch Antwort, was mich eigentlich wundert. Wenn ich von ihr nicht bald etwas höre, werde ich Fräulein
D[okto]r Hechtle mit der Übersetzung des Buches beauftragen, falls Sie damit einverstanden sind.
[6]
[3]
Ich habe aber bereits den
Vertrag aufgesetzt und schicke ihn anbei bereits in doppelter Ausfertigung, von mir unterzeichnet und hier versteuert. Bitte senden Sie mir dann, wenn Sie mit allem einverstanden sind, eine Ausfertigung mit Ihrer Unterschrift und Datum wieder zurück (bitte
eingeschrieben). Ich lasse dann so rasch wie möglich mit der Übersetzung beginnen.
[7]
Auf der Fahrt habe ich auch weiter in "
Heule" gelesen und finde es ganz reizend und wegen seines dokumentarischen Werts unbedingt auch für die deutschen Leser wichtig. Ich habe jetzt etwa bis Seite 70 gelesen und — wie ich glaube — das Meiste verstanden. Besonders der sonnige Humor dieses Rückblickes auf Ihre Jugend macht das Buch sehr genußreich.
[8]
Ich habe nun noch einmal die mir freundlichst mitgegebenen
Bilder durchgesehen und von den Heule-Bildern 12 Stück ausgeschieden, die für eine Reproduktion wohl weniger in Frage kommen. Der Einfachheit halber sende ich Ihnen diese hier bereits wieder zurück, während ich die anderen vorläufig in das Verlagsarchiv lege.
[9]
Damit will ich diesen ersten Brief schließen; ich habe außerordentlich viel Arbeit zu bewältigen und muß am Sonntag noch einmal für 8 Tage verreisen. Vom 1. April an bin ich wieder hier.
Bitte grüßen Sie auf das herzlichste Ihre verehrte Gattin und Fräulein Isa und lassen Sie es sich wohlergehen!
In alter Verehrung
stets Ihr
(handtekening Adolf Spemann)
Anlagen: 12 Photos
2 Vertrags-Ausfertigungen
Annotations
[1]
Streuvels werd doctor honoris causa aan de universiteiten van Leuven, Münster en Pretoria.
[2]
Adolf Spemann had een bezoek gebracht aan België en van de gelegenheid gebruik gemaakt om Streuvels persoonlijk te begroeten.
[3]
o.a. uitreiking van de Rembrandtprijs 1940 aan Raf. Verhulst, in het Museum voor Schone Kunsten.
[4]
Het statige Hooghuis in Doel bij Antwerpen werd in 1613 gebouwd in opdracht van de schoonvader van Ruebens door dezelfde ambachtslieden die ooit het Antwerpse Rubenshuis optrokken. Jan Brandt, de vader van Isabella Brandt, de eerste vrouw van Rubens, betaalde de werkzaamheden. Na haar dood werd het Hooghuis eigendom van Rubens. Intussen staat het herenhuis al een heel aantal jaren leeg. Sinds 1976 is het een beschermd monument.
https://inventaris.onroerenderfgoed.be/dibe/relict/17215
[5]
Op 10 mei 1940 werd België voor de tweede keer door de Duitse troepen overrompeld. Binnen drie weken was het hele land door de Duitsers bezet en kreeg het een 'Militärverwaltung', die tot taak had het land te besturen volgens de door Berlijn verstrekte instructies. Daarbij genoot Vlaanderen, dat als integrerend deel van het Duitse Rijk werd beschouwd, een aparte behandeling in het kader van de zgn. 'Flamenpolitik'. Het ontbreken van een 'Kulturkammer', zoals ze die in Nederland kenden, en de inschikkelijkheid van bepaalde Duitse machthebbers zorgden er evenwel voor dat de Vlaamse schrijvers ook tijdens de bezetting over een relatief grote vrijheid bleven beschikken. Het uitgavenprogramma van de vooroorlogse uitgeverijen, die in de jaren 1940-'44 zonder andere grote problemen dan de papierbevoorrading in de lijn van hun traditie verder bleven produceren, is daar om dat te bewijzen. Een ander symptoom is het nagenoeg volkomen ontbreken van publicaties die in de clandestiniteit moesten verschijnen, met uitzondering dan van de sluikbladen van de verzetsbeweging. Een ondergrondpers zoals die in Nederland floreerde, kwam in Vlaanderen niet voor. Wel waren er, zoals in Nederland, uitgeverijen die de nieuwe tijd aangrepen om zich met min of meer overtuiging in dienst te stellen van de nieuwe idealen en die, in overigens zeer uiteenlopende mate, de weg van de collaboratie opgingen.
L. Simons, Geschiedenis van de uitgeverij in Vlaanderen. Deel II: de twintigste eeuw, p. 149-150.
[6]
Het gaat hier om de Duitse vertaling van
De maanden, voor wie Adolf Spemann een geschikte vertaler zocht. Op
3 april 1941 is er nog niets beslist. Op
21 mei 1941 geeft Spemann de vertaalopdracht aan Hechtle omdat Valeton niet vrij was. Op
2 maart 1942 blijkt dat Hechtle pas in de loop van de maand maart klaar zal zijn met haar vertaling. Op
6 augustus 1942 schrijft Spemann dat hij sterk teleurgesteld is in Hechtle en
De maanden zal geven aan Valeton. Dit wordt bevestigd in een brief van
13 augustus 1942; Hechtle is verontwaardigd. Op
1 september 1942 blijkt dat Valeton
De vlaschaard moet vertalen, zodat de vertaling van
De maanden uiteindelijk in de handen komt van Werner Ackermann. Op
28 september 1943 schrijft Spemann dat Ackermann en Jacobs ongetwijfeld de beste Streuvelsvertalers zijn. Pas op
31 mei 1944 worden de correctiekaternen naar Streuvels gestuurd. Vanaf augustus 1944 is er een volledige black-out tussen Stuttgart en Ingooigem.
[7]
Van
De maanden verschijnt pas in 1945 voor het eerst een Duitse vertaling:
Die zwölf Monde.
Het contract voor dit boek werd op 20 maart 1941 door Engelhorn Verlag opgemaakt en op 27 maart 1941 door Stijn Streuvels ondertekend. Volgens de stempel van het 'Finanzamt Stuttgart-Süd' werd het belastingspercentage op 1,50 RM begroot.
[8]
Streuvels had Spemann tijdens diens bezoek aan het Lijsternest een negentigtal bladzijden meegegeven.
[9]
We konden niet achterhalen welke 12 foto's bedoeld worden.