Nicht abgesandt
D[okto]r Adolf Spemann
14 Stuttgart
S[üd] Am Bopserweg 1a
28.1.1946
[1]
Herrn
D[okto]r Stijn Streuvels
Ingoyghem bei Kortrijk
Het Lijsternest
Hochverehrter lieber Herr
D[okto]r Streuvels!
[2]
Seit dem Sommer 1944 habe ich nichts mehr von Ihnen gehört, Ende August 1944 oder Anfang September traf noch der reizende Beileidsbrief von Fräulein
Isa ein, über den meine Familie und ich uns herzlich gefreut haben;
[3] dann schritt die grosse Schlacht über Ihr Land weg und seither waren Sie für uns verschollen. Wie gross war immer unsere Sorge um Sie und Ihre Familie! Und wie gross war nun mein Glück, als vor wenigen Tagen ein junger Kollege mir die Nachricht brachte, dass er durch Freunde erfahren habe, Sie seien wohlauf und zuhause in Ingoyghem. Allerdings konnte er mir garnichts über das Schicksal Ihrer Gattin, Ihrer Töchter und Ihres Sohnes sagen, und unsere Sorgen werden erst dann behoben sein, wenn wir wissen, dass auch die Familie
Vandemeulebroeke, Fräulein
Dina und
Isa und Herr
Paul gesund und in Sicherheit sind. Ich hoffe, dass ich über kurz oder lang auch hierüber etwas in Erfahrung bringen kann...
Von uns kann ich Ihnen folgendes berichten: nach dem entsetzlichen Unglück vom 25.7.1944 haben wir keine menschlichen Verluste mehr gehabt; unser Sohn, der 7 Jahre lang Soldat war, ist Anfang September aus amerikanischer Gefangenschaft in Neapel zurückgekehrt, wohl und gesund trotz dreimaliger Verwundung und schwersten Situationen, die er erlebt hat. Damit war unsere grösste Sorge glücklich behoben. Und das lässt alles andere leichter ertragen.
Am 12. September 1944 wurde der Verlag, der wiederholt Schäden erlitten hatte, durch einen schweren Angriff völlig vernichtet, dabei auch die "
Ausgewählten Werke von Stijn Streuvels in zwei Bänden".
[4] Wenige Tage vorher war die sehr schön geratene Ausgabe fertiggeworden und ich wollte gerade mit der Versendung beginnen, da brannten das Haus und alle Nebenhäuser in der Strasse völlig nieder. Nach einigen Tagen hatte ich wieder Räume und nach 6 Wochen begann ich wieder mit dem Verkauf. Aber es fehlten eben die
Ausgewählten Werke!
Ausser diesen Büchern aber wurden mir in Stuttgart und anderen Städten zusammen nicht weniger als 600 000 Bücher vernichtet, alles gute Sachen, darunter natürlich auch viel von Streuvels und Kurt Kluge. Wir haben zwar mit grösster Energie weiter produziert, aber solch ein Schaden lässt sich [2]natürlich nicht wieder reparieren.
Nach dem Einmarsch der Alliierten musste der Betrieb zunächst ruhen, im Herbst 1945 aber konnte er wieder arbeiten. Doch fehlt noch die "Lizenz", wie der Amerikaner die Erlaubnis zur Neuproduktion nennt. Und da ich seit dem Jahre 1940 Mitglied der
N[ational ]S[ozialistische ]D[eutsche ]A[rbeiterspartei] war, musste ich auf Befehl der Militärregierung die Geschäftsleitung an einen Verwalter ("Custodian"), Herrn
Hans Müller abgeben. Aber ich habe natürlich sofort einen Antrag auf Rehabilitierung gestellt und bin voll Hoffnung, dass ich nach einiger Zeit wieder die Leitung übernehmen kann. Da Herr
Müller die Lizenz bekommen wird, werden wir wohl bald die Produktion wiederaufnehmen können.
[5]
Nach der Zerstörung der
Ausgewählten Werke, die ja bereits einmal im Oktober 1943 vernichtet worden waren und die ich dann zum zweitenmale in Angriff genommen habe, wurde die Arbeit zum dritten Male begonnen: alles wurde nocheinmal gesetzt und gedruckt und gebunden, denn ich hatte mir in den Kopf gesetzt, unter garkeinen Umständen nachzugeben. Und unter den allergrössten Schwierigkeiten, unter Bomben und allem "Kriegslärm" und den grossen Schwierigkeiten des Sommers wurde tatsächlich diese neue Auflage, die offizielle "erste" und doch eigentlich die dritte, fertiggestellt. Kurz vor Weihnachten 1945 wurden die ersten Stücke ausgeliefert. Ich warte nur sehnsüchtig auf den Augenblick, wo ich Ihnen die Freistücke senden kann, werde sie jedenfalls für Sie reservieren.
[6]
Ausserdem aber sind "de Maanden" in recht hübscher Ausgabe mit reizenden Zeichnungen von Frau Nelly Acket-Degouy fertiggeworden und ebenfalls schon seit Herbst im Verkauf.
Mittlerweile habe ich auch die Abrechnungen fertigstellen lassen, was sehr schwierig war, da ja mit dem Haus die ganze Buchhaltung verbrannt war und ganz wiederaufgebaut werden musste, was ungefähr ein ganzes Jahr Arbeit gekostet hat. Aber auch dies wurde bewältigt. Sie erhalten nun die Abrechnung unterschrieben vom Custodian Herrn
Müller und einen Brief dazu, der die ganze Sache etwas erläutert. Ich hoffe, dass auch bald Zahlungen möglich sind.
[7]
Wir persönlich sind gesund. Mein Sohn erlernt nun den Buchhandel, um später in den väterlichen Verlag einzutreten, und meine jüngste Tochter, die früher Sortimentsbuchhändlerin in Eberswalde bei Berlin war, ist seit dem Tod ihrer Schwestern bei mir im Verlag tätig. Wir wohnen seit der Zerstörung unseres Hauses in einer Mietwohnung und führen ein stark bäuerliches Leben, wie es der Zeit entspricht.
Leider sind mir einige sehr wichtige Bücher vernichtet worden, nämlich
de Bo's Idioticon,
[8] dann das ebenfalls von Ihnen für mich einst besorgte holländisch-deutsche und deutsch-
holl[ändische] Lexikon,
[9] natürlich auch
Loquela,
[10] und vor allen Dingen alle
Streuvels-Ausgaben von Veen.
[11] (Gottseidank aber
nicht die Bücher mit Ihren Widmungen, denn diese hatte ich rechtzeitig in Sicherheit gebracht!). Die anderen Bücher aber standen eben, weil ich sie ständig brauchte, hinter meinem Schreibtisch und so sind sie eben den Flammentod gestorben. Bitte behalten Sie doch die Möglichkeit im Auge, ob Sie mir diese Bücher nicht allmählich wieder verschaffen können, namentlich die Ihrigen. Ich möchte ja allmählich noch etliches von Ihnen übersetzen lassen, so
Jantje Verdure und manches aus den
Dorpsgeheimen. Ferner
de Boomen[12]. Aber es wäre mir schon sehr sehr wertvoll, wenn ich eben alle
Streuvelsbände in der Ausgabe von
Veen wieder haben könnte. Vielleicht
[3]hat Ihr Verleger die Liebenswürdigkeit, mir je ein Stück zur Arbeit zu dedizieren; ich werde mich dann gerne durch eigene Verlagswerke revanchieren.
Notieren Sie bitte folgende Anschriften:
- Firma: Engelhornverlag Adolf Spemann, Stuttgart O[st], Alexanderstr[aße] 19
- Privat: D[okto]r Adolf Spemann, Stuttgart S[üd], Am Bopserweg 1a.
Da Deutschland in verschiedene Postgebiete aufgeteilt ist und diese sogenannten "Leitzahlen" tragen, empfiehlt es sich, die für Stuttgart geltende Leitzahl 14 der Stadt noch vorzusetzen. Ich bitte Sie ferner, alle an mich persönlich gerichteten Briefe nach obenstehender Privatanschrift zu adressieren.
Nun hoffe ich, dass dieser Brief Sie richtig erreicht und dass auch Sie eine Möglichkeit finden, mir ein Lebenszeich zukommen zu lassen. Meine Familie und ich senden Ihnen unsere wärmsten Wünsche für Gesundheit und Wohlergehen, ebenso für die ganze Familie. Für Fräulein Dina darf ich einen besonders herzlichen Gruss beischliessen.
Stets in herzlicher Verehrung
Ihr ergebener
(handtekening Adolf Spemann)
Von Ihren Werken haben eigentlich nur die "Weihnachtsgeschichten" und "Frühling" längere Zeit gefehlt - nicht aus meinem Willen! - ich hoffe, dass auch diese nun wieder zu Ehren kommen! "Knecht Jan" kommt soeben wieder vom Buchbinder.
Annotations
[2]
Streuvels werd doctor honoris causa aan de universiteiten van Leuven, Münster en Pretoria.
[3]
Tijdens het bombardement van 25 juli 1944 verloor Spemann zijn beide dochters Rotraut en Gerda Spemann, zijn huis en Streuvels' inmiddels gedrukte
Ausgewählte Werke (ongeveer 4500 stuks). Cf. omzendbrief van Adolf Spemann van
3 augustus 1944.
[5]
Wegens zijn lidmaadschap van de NSDAP tijdens de oorlogsjaren werd Spemann na het einde van de Tweede Wereldoorlog door het geallieerde bewind tijdelijk uit zijn rechten ontzet en moest hij het bestuur van zijn uitgeverij overlaten aan een beheerder. Van juli 1945 tot mei 1948 bestuurde Hans Müller van de uitgeverij Müller und Kiepenheuer als "custodian" Engelhorn Verlag.
[4]
Stuttgart was met zijn Daimler-Benzfabrieken een begeerd doelwit voor de geallieerden. In de strijd om het Ruhrgebied van 5 maart tot 14 juli 1943 voerden de geallieerden tussen de vijfhonderd en duizend vluchten uit tot boven Stuttgart. In de nacht van 11 maart 1943 werd Spemanns huis zwaar getroffen en hij had zijn leven uitsluitend te danken aan het feit dat hij met een tijgersprong de schuilkelder had bereikt. Bij de aanval van 24 juli tot 18 november 1943 op het noordelijk gelegen Hamburg kreeg het zuidelijk gelegen Stuttgart het nog eens hard te verduren. Daarbij werd vooral het stadscentrum zwaar getroffen. Bovendien werd de toevoer van papier afgesneden, zodat talloze uitgeverijen over de kop gingen. Toch zou Spemann de zaak blijven bagatelliseren tot in de herfst van 1943. De 'area bombing' trof Stuttgart in de nacht van 7 op 8 oktober. Het staande zetsel van Streuvels'
Ausgewählte Werke in zwei Bänden werd vernietigd. Tijdens de slag om Berlijn tussen 18 november 1943 en 31 maart 1944 werd Stuttgart opnieuw hevig gebombardeerd. Tijdens het bombardement van 25 juli 1944 verloor Spemann zijn beide dochters, zijn huis en weer eens Streuvels' inmiddels gedrukte
Ausgewählte Werke (ongeveer 4500 stuks).
H. Speliers, Als een oude Germaanse eik, p. 478-480.
In 1945 kon de verzamelbundel eindelijk op de Duitse markt gebracht worden.
[6]
Cf. artikel 9 van het contract voor
Ausgewählte Werke, dat op 30 september 1942 door Engelhorn Verlag werd opgemaakt en ondertekend en waarvoor Streuvels op 8 oktober 1942 zijn goedkeuring gaf.
[8]
Op
9 augustus 1941 schreef Streuvels aan Spemann dat hij een exemplaar van het West-Vlaams Idioticon voor hem op de kop had kunnen tikken.
Titelbeschrijving: Leonard Lodewijk de Bo (bew.), Westvlaamsch idioticon. Brugge, Boek- en Steendrukkerij Edw. Gailliard & Comp., 1870-1873. In 1892 volgde er een heruitgave van Joseph Samyn (Gent, Siffer).
Van grote betekenis is De Bo's wetenschappelijke activiteit op het gebied van de taalkunde, inzonderheid de lexicologie van het West-Vlaamse dialect. In samenwerking met collega-priesters uit West-Vlaanderen (vooral met Guido Gezelle, met wie hij in 1850 vriendschap sloot, maar ook met J.-B. De Corte, H.A. De Badts, Pieter Baes en vele anderen) verzamelde hij al vanaf zijn studietijd (1846-1851) bouwstenen voor het West-Vlaamse lexicon op basis van oude geschreven bronnen en de gesproken taal. Die werkzaamheden hielden verband met plannen die op de eerste Nederlandse Taal- en Letterkundige Congressen (van 1849 en 1850) werden bekendgemaakt voor een algemeen Nederduits woordenboek, naderhand het Woordenboek der Nederlandse Taal, met het pleidooi van Zuid-Nederlanders als Jan-Baptist David om het Zuid-Nederlandse taaleigen te laten opnemen in de Nederlandse standaardtaal en met de oproep om met dit doel dialectwoordenboeken samen te stellen. Het jarenlange verzamelwerk van De Bo resulteerde in het volumineuze Westvlaamsch Idioticon Elektronische NEVB
[9]
In zijn brief van
26 juli 1941 had Streuvels Spemann enkele goede lexica en woordenboeken aangeraden.
[12]
Van deze titels zijn echter geen vertalingen meer verschenen bij Engelhorn Verlag.
[11]
Het betreft hier de reeks
Stijn Streuvels' Werken die van 1919 tot en met 1921 verscheen bij uitgeverij L.J. Veen te Amsterdam.
!!!Knecht Jan" kommt soeben wieder vom Buchbinder: welke uitgave?!!!