8. Mai 1951
Herrn
D[okto]r Stijn Streuvels
Ingoyghem / b[ei] Kortrijk
Het Lijsternest
Hochverehrter lieber Herr D[okto]r Streuvels!
Vielen herzlichen Dank für Ihren sehr interessanten eingehenden Brief vom 23.4.51.
[1] Inzwischen habe ich Band 1 - 3 der
Volledige Werken, dann die 2 Bände der
Verzamelde Werken richtig erhalten und bin glücklich, nun den grössten Teil Ihrer Arbeiten zu haben. Ich werde nun die nächsten Wochen benützen, um die von Ihnen angegebenen Geschichten vom Kinde zu lesen.
[2]
Was Sie über den Umschlag zum Flachsacker schreiben, leuchtet mir völlig ein. Natürlich wäre es nicht glücklich, Herrn Saverijs um eine Arbeit zu bitten, wenn ihm Figuren weniger liegen, und so finde ich denn Ihren Vorschlag recht gut, aufgrund der von Ihnen übersandten Unterlagen einen hiesigen Künstler zu beauftragen. Ich wäre Ihnen nun allerdings sehr dankbar, wenn Sie ausser den beiden bereits übersandten Reproduktionen möglichst auch noch einige farbige Reproduktionen und einige Aufnahmen aus dem Film schicken würden. Dagegen kann ich auf die Aquarelle von Saverijs dann vorläufig verzichten.
Sehr wichtig ist aber nun, was Sie über den Text der Neuausgabe des Flachsacker schreiben. Wir wollten nämlich in diesen Tagen den Roman zur Druckerei geben und als Textunterlage die Übersetzung von Frau Valeton mit den Korrekturen von Herrn D[okto]r Berger verwenden. Es wäre nun allerdings ausserordentlich mühevoll, die von Ihnen zuletzt noch vorgenommenen Änderungen durch Vergleichen der beiden Texte ausfindig zu machen, und deswegen wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir den Fahnensatz der "Ausgabe letzter Hand" senden und darin die geänderten Stellen neu übersetzt, denn ihr muss ich dann den endgültigen Text ja senden, damit unsere Ausgabe vollkommen Ihren Wünschen entspricht.
Vor einigen Tagen habe ich nun beim belgischen Konsulat in Frankfurt den Antrag auf ein Visum nach Belgien gestellt in der Hoffnung, dass die Sache nicht zu lange dauern wird. Ich möchte Sie gerne in den letzten Tagen des Juni oder Anfang Juli besuchen und freue mich schon jetzt darauf, wieder nach dem schönen Flandern zu kommen. Hoffentlich klappt alles richtig.
[2]
Nun habe ich noch eine grosse Bitte. Wir möchten Ihren 80. Geburtstag
[3] zu einer umfassenden Werbung für die deutschen Übersetzungen Ihrer Werke benützen und vor allen Dingend den deutschen Buchhandel dafür interessieren. Zu diesem Zweck hat mein Mitarbeiter Herr
D[okto]r Seewald ein sehr hübsches Preisausschreiben ausgearbeitet, von dem Sie anbei den Entwurf finden.
[4] Sie sehen den Zweck: Die Buchhändler und namentlich die jungen sollen auf diese Weise gezwungen werden, sich mit Ihrem Werk selbst zu befassen und es zu lesen. Auf Seite 2 des Entwurfs finden Sie nun, dass wir uns erlaubt haben, als Preis für die ersten 20 Gewinner je ein von Ihnen handsigniertes Stück des Romans "
Des Lebens Blütezeit" auszusetzen. Das setzt nun voraus, dass Sie sich freundlichst bereit erklären, 20 Stücke des Buches zu signieren, und ich wäre Ihnen ausserordentlich dankbar, wenn Sie Ihre Einwilligung gäben. Das Preisausschreiben sollte jetzt nämlich dann möglichst bald gedruckt und versandt werden, aber hierzu brauche ich zunächst noch Ihre Zustimmung. Ich glaube, dass die Gewinner mit einem solchen handsignierten Exemplar ganz ausserordentlich glücklich sein werden.
Meine Familie und ich senden Ihnen allen die herzlichsten Wünsche für die Pfingstfeiertage.
[5] Mögen Sie sie bei voller Gesundheit und gutem Wetter feiern können.
Stets in alter Verehrung
Ihr
(handtekening Adolf Spemann)
N[achschrift]: Auch dem angekündigten Fahnensatz von Prütske sehe ich gern entgegen.