Den 3. Oktober 1941.
Hochverehrter Meister, lieber Freund Stijn Streuvels!
Morgen ist der Tag, der Sie in das Alter des Psalmisten hinüberführt.
„Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn es hoch kommt, so sind es achtzig Jahre, und wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen, denn es gehet schnell dahin, als flögen wir davon.”[1]
Ich hatte die Absicht, weil man nicht weiss, ob Briefe heute zu bestimmter Stunde ankommen, Ihnen morgen telegraphisch meine Glückwünsche zu Ihrem hohen Festtage zu übersenden, aber heute erfahre ich leider, dass entgegen meiner Annahme Telegramme nach Belgien nicht zulässig sind. So komme ich denn mit meinen Glückwünschen post festum, aber sie sind darum nicht minder herzlich. Sie blicken zurück auf ein gewaltiges, reiches und fruchtbares Lebenswerk, das Ih[2]rem flämischen Volk in erster Linie gegolten hat, aber auch sehr vielen zugute gekommen ist, die ausserhalb Ihres Landes das herrliche Flandern lieben. Wie sehr ich zu diesen letzteren gehöre wissen Sie. Mühe und Arbeit hat Ihnen das Leben genug gebracht, aber eben darum dürfen Sie morgen sagen, dass es köstlich gewesen ist. Von ganzem Herzen wünsche ich Ihnen, dass ein gütiges Geschick Ihnen noch viele Jahre gesegneter Arbeit bescheren, und dass die Einschränkung des Psalmes - „wenn es hoch kommt” - für Sie nicht gelten möge.
Wir haben auch in unserer Hauszeitschrift '
Das Insel-schiff' Ihrer gedacht,
[2] und ich mache mir die Freude - das Heft wird im Augenblick vom Buchbinder abgeliefert - Ihnen gleichzeitig einige Exemplare zu übersenden.
Lebhaft gedenke ich, da ich diesen Brief Ihnen zuspreche unseres letzten Zusammenseins in Brüssel im Jahre 1934, gedenke aber vor allem der Begegnungen mit Ihnen im Weltkriege und meiner Besuche in Ihrem schönen Haus in Ingoyghem. Wie lebhaft steht es mir vor Augen, vor allem Ihr Arbeitszimmer mit dem grossen Fensterausbau, in dem der Arbeitstisch steht, von dem aus Sie, wie Sie mir sagten, Ihren "
Flachsacker" nicht nur geschrieben, sondern im Wandel des Jahres vor sich erlebt haben. Gedenke unserer Gespräche über flä
[3]mische Literatur, über
Guido Gezelle vor allem, dessen Totenmaske Sie mir schenkten und die heute wie vor fünfundzwanzig Jahren neben meinem Arbeitstisch hängt. Sie rauchten selbstgezüchteten Tabak, tranken selbstgebrautes Bier. Die Kinder waren noch klein, die sich seitdem, wie ich an einem lieblichen Beispiel sehen durfte, so prächtig entwickelt haben. Wie lebhaft steht mir vor Augen, wie ich an einem späten Wintertage, an dem der Vorfrühling schon in der Luft lag, von Ihnen aus zu dem greisen
Hugo Verriest hinüberging, der schon krank war, aber wie ein Kardinal im Bette lag. Er erzählte aus seinem Leben, er erzählte von den Anfängen der flämischen Bewegung, vor allem auch immer wieder von
Guido Gezelle, wie er den toten Mitschüler, dem die "
Kerkhofblommen" gewidmet sind, mit zu Grabe getragen hätte,
[3] wie er und andere Freunde ihm,
Gezelle, dann im bildlichen Sinne getragen hätten all die Jahre der Vereinsamung und Verbitterung hindurch. Draussen lag noch hoher Schnee. Beim Abschied zeigte
Hugo Verriest [4]hinaus: "Noch ist draussen alles weiss, aber bald wird alles grün sein" - und, den Finger an den Mund legend, fügte er hinzu - "Vlaanderen!" Dieses Symbol schenke ich Ihnen als Gruss und Wunsch zu Ihrem siebzigsten Geburtstage. Möge unser geliebtes Flandern, dem Sie Ihr Leben gewidmet haben blühen und grünen, möge es Ihnen gegönnt sein, sich an solcher Blüte noch viele Jahre zu erfreuen!
Gern würde ich die Bücher, die ich Ihnen zum Ersatz der Ihnen verlorengegangenen
[4] vor einem Jahr sandte, weiter ergänzen, würde aber, ehe ich das tue, gern Ihre besonderen Wünsche erfahren. Um die bitte ich also.
Seien Sie mit Ihrem ganzen Haus aufs herzlichste gegrüsst von
Ihrem Ihnen aufrichtig und treu ergebenen
(handtekening Anton Kippenberg)
Herrn Stijn Streuvels,
Ingoyghem
Belgien.
Annotations
[1]
Stijn Streuvels werd niet op 4 oktober, maar wel op 3 oktober 1941 70 jaar. Het citaat vinden we letterlijk terug in psalm 90 van de Duitse Luther Bijbel.
[2]
In de rubriek 'Mitteilungen des Verlags' van
Das Inselschiff. Eine Zeitschrift für die Freunde des Insel-Verlags zu Leipzig. Leipzig, Insel Verlag, 22. Jahrgang, Heft 2 (Herbst 1941), p. 158-159, werd een hoofdstukje aan Streuvels gewijd. We lezen er:
Am 4. Oktober dieses Jahres feiert der flämische Dicher Stijn Streuvels seinen siebzigsten Geburtstag. (...).
[3]
Kerkhofblommen, een bundel waarin proza en poëzie elkaar afwisselen, is ontstaan naar aanleiding van het overlijden van Gezelles achttienjarige leerling Eduard Van den Bussche. De begrafenis, waaraan de dichter met zijn leerlingen deelnam, heeft hem geïnspireerd tot het schrijven van dit 'poëtisch-pedagogisch manifest'
cf. W.J.M.A. Asselbergs, Guido Gezelle's Kerkhofblommen, 1858-1958.
[4]
Op 10 mei 1940 brak de Tweede Wereldoorlog uit. Reeds op 20 mei werd het Lijsternest voor het eerst door granaten getroffen.
L. Schepens, Kroniek van Stijn Streuvels, p. 108 De ravage was aanzienlijk:
Al vaders boeken lagen den grond op, schreef Dina Lateur aan Kitty de Josselin de Jong,
z'n 800 Leicafilmen waren ontrold en rondgestrooid. Stapels foto's lagen in de bruine suiker, met jam eronder vermengd. 'n Groote pot opgelegde boter had men in de hall aan stukken geslagen en daarin had men al het naaigerief gesleurd, tafellakens, enz. enz. Al het gesteriliseerd fruit en groenten had men in 't gras uitgegoten, gebroken eieren in de schoenen en over dat alles wijn en wijnflessen en tomatenpuree, enz.enz. Verder heel veel boeken, huisraad en kleederen gestolen, tot zelfs al onze matrassen. Brief van Dina Lateur aan Kitty de Josselin de Jong d.d. 20 augustus 1940 uit de collectie van en geciteerd door Gé Vaartjes. Zie: Gé Vaartjes, U hebt mij den weg gewezen. Brieven van Herman de Man aan Stijn Streuvels, p. 117
Op 22 september 1940 schreef Stijn Streuvels aan Karl Jacobs:
Sedert 8 dagen is ons boeltje weer net in orde gekomen en alle boeken één voor één van Kriegsschmutz gereinigd. Nu eerst heb ik kunnen een inventaris opmaken van 't geen er ontbreekt en verdwenen is - daarbij kon ik zonderlinge vaststellingen maken. [...] Zonderling genoeg zijn er uit de kast waar ik mijne duitsche Beleg-exemplare opgeborgen hield, heele stellen verdwenen, [...] Hiervan op de hoogte gebracht door Jacobs, reageerde Spemann op
2 oktober 1940:
Wo mögen sich nun wohl die Bücher befinden, die Ihnen alle gestohlen worden sind? Die Engländer sind doch, soweit sie nicht über den Kanal flüchten konnten, alle gefangen oder gefallen, und wer in Dünkirchen noch auf ein Schiff kam, hat sicherlich keine Bücher mehr mitgenommen. Sie werden aber ganz bestimmt von mir diese Lederbände wieder bekommen. Ich werde versuchen, dasselbe Leder zu erhalten, und neue Stücke für Sie anfertigen lassen. Wenn dies nicht gelingt, so schenke ich Ihnen meine eigenen Stücke aus meiner Privatbibliothek.