Den 22.5.1936
Herrn Stijn Streuvels
Ingoyghem
bei Kortrijk
Hochverehrter Herr Streuvels!
Ich bin vor wenigen Tagen von meiner Reise zurückgekommen
[1] und empfing soeben Ihre freundliche
Bildersendung, enthaltend 9 Photos aus
Flandern.
[2] Tatsächlich eignet sich eines der Bilder ganz hervorragend für unsere "
Literarischen Flugblätter", und ich bin glücklich, es noch hineinnehmen zu können. Wir bekommen damit ein herrliches Stimmungsbild als Begleitmusik zu "
Liebesspiel", das in Deutschland sicherlich sehr gefallen wird.
[3]
Heute morgen habe ich nunmehr Besuch von
Frau Valeton gehabt, mit der ich viele Stunden die Übersetzung durchgearbeitet habe.
[4] Sie hat die vielen einzelnen Fehler
[5] jetzt verbessert, und dann kamen wir auf die Frage der
Kürzungen zu sprechen. Diese Kürzungen waren ja damals von uns gewünscht, weil wir einen gewissen Umfang des Buches nicht überschreiten wollten, damit es für die deutschen Verhältnisse nicht zu teuer würde. Zweifellos hätten diese Kürzungen sich aber besser anbringen lassen, als dies von Herrn
Pohl und Frau
Valeton geschehen ist.
[6] Weil wir damals durch das Hin und Her mit Herrn
Pohl so unendlich viel Zeit verloren hatten und schließlich nervös geworden waren, drängten wir sehr auf Ablieferung des Werks, und so kam es, daß diese Kürzungen fast nur im letzten
[2]Kapitel vorgenommen wurden und dieses wirklich verstümmelt haben. Ich habe mich davon erst heute an der Hand der
ungekürzten Übersetzung überzeugt, deren Manuskript Frau
Valeton mitgebracht hatte. Die hier unterdrückten Stücke sind so schön und so wichtig für das Verständnis des Ganzen, daß sie meiner Meinung nach unbedingt in die Neuauflage hineingenommen werden müssen, und ich habe denn daher auch bereits angeordnet, daß fast sämtliche Kürzungen des letzten Kapitels ("
Im Liebesgarten") in das Buch hineingenommen werden. Dadurch wird nun der Umfang um etwa 8 Seiten größer, was natürlich unangenehm ist, da wir unmöglich den Preis erhöhen können.
[7] Ich habe auch daran gedacht, ob man vielleicht zum Austausch andere Stellen kürzen könnte, aber das macht umständliche und kostspielige Änderungen im Satz notwendig; man spart also eigentlich wenig, und es fehlen dann wieder andere Stücke an dem köstlichen Werk, die man ungern vermissen würde.
Es ist also unbedingt richtig, in der ganzen Angelegenheit großzügig zu verfahren, und dies wollen wir tun. Nun ist ja immer noch der eine Punkt offen, daß Sie die
zweite Fassung von "Liebesspiel" der ersten
Originalfassung vorziehen und gern diese zweite Fassung als Grundlage für die
Übersetzung benützt wissen möchten.
[8] Ich möchte Sie nun gemeinsam mit Frau
Valeton bitten, von diesem Wunsch Abstand zu nehmen, und zwar aus folgenden Gründen: Frau
Valeton müßte dann große Teile des Werks neu übersetzen, und wir müßten sozusagen das ganze Buch neu herstellen, was uns unverhältnismäßige Mehrkosten verursacht. Außerdem aber ist in Deutschland bei der Kritik und auch bei all den Leuten, die ich persönlich gesprochen habe, nur
eine Stimme darüber, wie herrlich die jugendliche Frische, Naivität und Unmittelbarkeit dieser ersten Fassung wirke. So schreibt eben der junge Dichter aus der Überfülle seiner Gesichte, Erlebnisse und Beobachtungen heraus, und man nimmt gerade um der unvergleichlichen Frische willen gern manche Brei
[3]te in den Kauf. Frau
Valeton, die ja auch die zweite Fassung genau kennt, gibt der ersten den Vorzug, und ich bin ganz überzeugt, es wäre, da nun doch die erste Fassung durchweg so gefällt, wirklich denkbar unpraktisch, jetzt noch etwas zu ändern. Sie müssen dabei bedenken, auf welche Situation das Buch bei uns stößt: Bei uns herrscht heute ein ungeheurer Durst nach Natur und Gesundheit in allen Dingen. Dieses Verlangen ist manchmal durch eine künstliche und verlogene Konjunktur-Literatur enttäuscht worden: Typische Großstadt-Schriftsteller haben sich hingesetzt und
das Land "entdeckt". Die Folge war sehr häufig eine vollkommen verlogene Schilderung des Bauern und der Natur. Dazwischen stehen natürlich immer wieder die wenigen echten Dichter und Volksschriftsteller, die nun umso höher bewertet werden. Aus diesem Grund trifft "
Minnehandel" überall auf so einen begeisterten Widerhall. Ich lasse Ihnen in diesen Tagen wieder eine große Anzahl neuer Pressestimmen zugehen, aus denen Sie sehen, wie begeistert die deutsche Öffentlichkeit diesem Buch zujubelt. Wir müssen dieser Situation Rechnung tragen und dürfen nicht gerade die Frische dieser ersten
Originalausgabe nun nachträglich noch wegnehmen.
[9]
Wir werden nun die fehlenden Stücke des letzten Kapitels sofort setzen; ich sende Ihnen dann einen Korrekturabzug und bitte um möglichst umgehende Rückgabe, da es Zeit wird, neu zu drucken.
Dann zur Frage der
Novellen.
[10] Ich lasse Ihnen gleichzeitig die Korrekturfahnen von "
Leben und Tod in der Zichoriendarre" übersenden. Es ist dies die Übersetzung von
Werner Akkermann, revidiert von
Erna Wolf.
[11] Auch hier bitte ich um mög
[4]lichst baldige Rückgabe mit Ihren Korrekturen.
[12] Ich möchte diese bedeutende Novelle dann zuerst Herrn
Hausenstein für die "
Frankfurter Zeitung" anbieten; ich glaube, sie wird dort sehr gefallen.
[13]
Ich habe nunmehr den ersten Band "
Frühling"
[14] durchgearbeitet und die drei Novellen beinahe ganz neu übersetzt. Ich sende Ihnen daher den von mir korrigierten Band der Übersetzung von Frau
Sommer, außerdem aber eine Abschrift der auf diese Weise korrigierten Übersetzung von "
Frühling" und "
Martje Märtens" (die Korrekturen waren im Buch so stark, daß das Ganze unlesbar wurde; in "
Kinderzieltje" sind die Korrekturen weniger stark, und daher habe ich diese Geschichte
nicht abschreiben lassen).
[15]
Ich bitte Sie nun, mir ganz offen zu sagen, ob Sie die Übersetzung dieser drei Novellen nunmehr für brauchbar halten. Ich habe mich bestrebt, möglichst nah am Original zu bleiben und doch gutes, künstlerisch lesbares Deutsch zu schreiben. Die Überarbeitung des Bandes "
Sommerland"
[16] möchte ich durch Frau
Valeton besorgen lassen, die dazu gern bereit ist.
[17]
Mein Vorschlag für die
Neuausgabe ist nun folgender: Ich verstehe vollkommen, daß Sie gern "
Lenteleven" aus Pietät gegen Ihre eigene Jugend in der ersten Originalform herausgebracht hätten. Aber ich möchte das mit Rücksicht auf die Psychologie des Publikums dringend widerraten, und zwar aus dem Grund, wie ich ihn in meinem Brief vom 30. April angeführt habe.
[18] Statt dessen schlage ich vor: Wir stellen zunächst kleine Einzelbände zusammen, die dann die Größe von
Kurt Kluges "
Gefälschter Göttin"
[19] bekommen. So bin ich unbedingt dafür, "
Kinderzieltje" allein zu stellen,
[20] ebenso etwa "
Horieneke".
[21] Man könnte mit "
Horieneke" beginnen oder aber auch zuerst den Band "
Kinderzieltje" bringen. Aus dem Band "
Sommerland" aber kann
[5]man sehr gut die ja zusammengehörigen zwei Novellen "
Wachskraft" und "
Sommerland" und die zwei anderen ebenfalls zusammengehörigen Novellen "
Das Ende" und "
Abendruhe"
je als
einen Band zusammennehmen.
[22] Später aber, wenn wir einmal den Erfolg dieser Novellen sichergestellt haben, kann man dann ohne große technische Schwierigkeit größere Novellenbände zusammenstellen, die dann äußerlich sich in der Ausstattung völlig an "
Prütske", "
Knecht Jan" und "
Liebesspiel" anschließen. Ich glaube, daß gerade diese Einzelbände sehr gern gekauft und auch verschenkt werden würden. Ich bitte Sie also hier um ein wenig freie Hand, denn man muß dabei das deutsche Publikum und den deutschen Markt einigermaßen kennen.
Nun noch die
finanziellen Vorschläge: Wir können für jeden kleinen Novellenband in der Art von
Kurt Kluges "
Gefälschter Göttin" denselben Betrag bezahlen wie für "
Het Leven en de Dood in den Ast", also
R[eichsmark] 400.-,
[23] und zwar jedesmal bei Ausgabe des Buches und sobald die Genehmigung der Devisenstelle bei uns eingetroffen ist. Das Honorar für Abdrucke in Zeitschriften und Zeitungen kann zwischen Ihnen und uns halbiert werden. Nur haben wir dabei folgende Bitte: Die Bände werden durch die von uns an
Grethlein geleistete Zahlung
[24] und durch das Honorar, das Frau
Valeton für die Überarbeitung zu bekommen hat, schon von vorn herein belastet, und ich schlage daher vor, daß die Erträge aus Verkauf der Novellen an Zeitungen und Zeitschriften bis zum Gesamtbetrag von
R[eichsmark] 300,- nicht geteilt werden, sondern ganz an uns fallen; sind auf diese
[6]Weise diese
R[eichsmark] 300.- erreicht, so werden dann weiter eingehende Beträge nach meinem obigen Vorschlag zwischen Ihnen und uns halbiert. Diese Regelung gibt uns die Möglichkeit, uns bei diesen Feuilleton-Abdrucken "zu erholen".
Stellt man dann später aus den Novellen größere
Sammelbände im Format von "
Prütske"
u[nd ]s[o ]w[eiter] zusammen, so wird für diese Sammelbände wieder Honorar bezahlt, und zwar ein fortlaufendes Prozenthonorar wie bei "
Prütske" und "
Liebesspiel".
[25] Wenn Sie hiermit einverstanden sind, genügt zunächst eine schriftliche Zustimmung, die dann jedesmal in Form von Einzelverträgen fixiert werden kann, wenn wir eine solche Novelle als Buch herausbringen.
[26]
Damit will ich diesen langen Brief schließen und bitte Sie, mir den durchkorrigierten Band "Frühling" (recommandé) und die Übersetzungen von "Horieneke", "Martje Märtens" und "Leben und Tod in der Zichoriendarre" recht bald zurückzusenden.
Mit herzlichen Wünschen für baldige Genesung und
verehrungsvollen Empfehlungen
(handtekening Adolf Spemann)
Annotations
[1]
Cf. de aankondiging van Adolf Spemanns reis in zijn brief aan Stijn Streuvels van
27 april 1936.
[2]
Cf. vraag van Adolf Spemann in zijn brief aan Streuvels d.d.
30 april 1936 om West-Vlaamse landschapsfoto's voor het stuk in
Literarischen Flugblätter.
[3]
Deze 'landschapsfoto' werd opgenomen in
Literarische Flugblätter van juni 1936, tegenover p. 5. Onderschrift:
Westflandrische Landschaft (zu den Werken von Stijn Streuvels). Dies ist die Heimat von „Knecht Jan” und „Prütske”, hier spielt sich das bäuerliche Leben in „Liebesspiel in Flandern” ab. Helemaal achteraan wordt de foto nog als volgt verklaard:
Landschaft in Westflandern. Wir verdanken der Liebenswürdigkeit von Stijn Streuvels dieses enzückende Bild, das für die westflandrische Landschaft überaus bezeichnend ist. Wer von den vielen Flandernkämpfern kennt sie nicht, diese stillen Winkel, diese herrlichen in die Bäume und ins Grün geduckten Höfe, die Ziegel- oder Strohdächer mit den dünnen Rauchfahnen, diese geruhsamen Grachten, diese holperigen Wege aus Sand oder Kugelpflaster, diesen ganzen Hintergrund für ein Kraftstrotzendes, lebenstüchtiges Menschenvolk, das uns aus sämtlichen Werken des Dichters Streuvels so unvergleichlich lebensnah entgegentritt? Hier ist die Heimat von „Knecht Jan” und „Prütske”, hier spielt sich das bäuerliche Leben in „Liebesspiel in Flandern” ab.
[4]
In juni 1936 zou een
nieuwe oplage van Liebesspiel in Flandern gedrukt worden.
[5]
Streuvels had Anna Valeton gewezen op fouten die nog in de eerste oplage van
Liebesspiel in Flandern te bespeuren waren.
[6]
Cf. het verslag van de brief die Gerhart Pohl aan Adolf Spemann schreef in diens brief aan Streuvels van
12 juli 1935.
In het contract voor Liebesspiel in Flandern, d.d. 12 augustus 1935, wordt vermeld dat, in overeenstemming met de schrijver en met de vertaalster, Gerhart Pohl het werk 15 tot 20 % zou korter maken (art. 5). De verkorte versie moest ten laatste op 1 september 1935 aan de uitgeverij overhandigd worden.
[7]
De
tweede oplage van Liebesspiel in Flandern telt inderdaad 8 bladzijden meer dan de eerste oplage.
[8]
Streuvels was ervan uit gegaan dat Valeton zich voor haar vertaling
Minnehandel op de tweede druk van dit werk baseerde, wat niet het geval bleek te zijn.
[9]
In het Letterenhuis wordt een enveloppe bewaard waarin verschillende krantenknipsels worden bewaard m.b.t.
Liebesspiel in Flandern. Van dit werk verschenen er besprekingen in volgende kranten:
- Berliner Lokal-Anzeiger, d.d. 22 mei 1936
- Badische Presse, d.d. 23./24 mei 1936
- Vogtländischer Anzeiger, d.d. 4 juni 1936
- Salzburger Volksblatt, d.d. 9 juni 1936
[10]
D.i. de Duitse vertaling van
Het leven en de dood in den ast, de Duitse vertalingen
Frühling en
Sommerland.
[11]
De titel
Het leven en de dood in den ast wordt hier nog letterlijk vertaald als
Leben und Tod in der Zichoriendarre. In september 1936 wordt de Duitse vertaling gerealiseerd als
Die Männer am feurigen Ofen.
[12]
Streuvels stuurde de gereviseerde Duitse vertaling van
Het leven en de dood in den ast op
27 mei 1936 terug naar Engelhorn Verlag.
[13]
Geen verdere informatie.
[14]
Na het verschijnen van
Sommerland had Martha Sommer
Kinderzieltje en
Martje Maertens vertaald. Ze was zelfs speciaal naar Leipzig gereisd om de novellen aan te bieden bij Insel Verlag. Maar toen Insel Verlag had geweigerd, was ze opnieuw gaan aankloppen bij J.C.C. Bruns. Bruns ging akkoord, maar hij vond twee novellen te weinig voor een prestigieus boek. Sommer voegde er de grote novelle
Lente aan toe en noemde haar derde boek meteen
Frühling.
Brieven van Martha Sommer aan Stijn Streuvels in Letterenhuis, S 935/B2; R. Roemans en H. Van Assche, Bibliografie van Stijn Streuvels, p. 112-113; H. Speliers, Als een oude Germaanse eik, p. 29, p. 31
[15]
Geen verdere informatie.
[16]
Toen Samuel Fischer had afgehaakt, nadat hij was blijven zitten met het leeuwendeel van
Sonnenzeit (d.i. de Duitse vertaling van
Zonnetij), was Martha Sommer met haar tweede vertaling
Sommerland (
Zomerland) gaan aankloppen bij J.C.C. Bruns Verlag. De uitgeverij besloot deze prozabundel uit te geven in een oplage van 2000 exemplaren. Voor deze vertaling had Sommer een willekeurige keuze gemaakt uit Streuvels' vroegste prozabundels:
- Wachskraft, pp. 1-54. [o.t.: Groeikracht, uit: Zomerland, 1900].
- Sommerland, pp. 55-94. [o.t.: Zomerland, uit: Zomerland, 1900].
- Sommersonntag, pp. 95-146. [o.t.: Zomerzondag, uit: Zonnetij, 1900].
- Das Ende, pp. 147-176. [o.t.: Het einde, uit: Lenteleven, 1899].
- Abendruhe, pp. 177-208. [o.t.: Avondrust, uit: Zonnetij, 1900].
[17]
Cf. antwoord van Stijn Streuvels in zijn brief aan Spemann d.d.
27 mei 1936.
[19]
Kurt Kluge,
Die gefälschte Göttin. Stuttgart, J. Engelhorns Nachf., Oktober 1935, 75 + [I] S.
[20]
Deze uitgave werd in januari 1937 gerealiseerd als
Kinderseelchen.
[21]
Geen verdere informatie.
[22]
In 1939 werden beide novellen gebundeld in
Das heisse Leben.
[23]
Het contract voor de Duitse vertaling van
Het leven en de dood in den ast, d.d. 27 januari 1936, vermeldt inderdaad een honorarium van 400 RM
ein für allemal en
zahlbar auf das Konto Frank Lateur bei der Dedi-Bank in Krefeld bei Ausgabe des Buches und sofort nach Eintreffen der Erlaubnis der Devisenstelle.
[24]
Met dit contract, dat op 16 april 1936 door Engelhorn Verlag werd opgemaakt en op 17 april door Grethlein werd ondertekend, werd de verkoop van de publicatierechten van
Sommerland en
Frühling van Grethlein aan Engelhorn Verlag vastgelegd. Engelhorn Verlag was Grethlein hiervoor een éénmalige som van 300 RM verschuldigd.
[25]
Zowel voor
Prütske als voor
Liebesspiel in Flandern bedraagt dit honorarium 8 % van de verkoopprijs van elk verkocht exemplaar.
[26]
Cf. antwoord van Stijn Streuvels in zijn brief aan Adolf Spemann d.d.
27 mei 1936.