Den 27.2.1937
Herrn Stijn Streuvels
Ingoyghem
bei Kortrijk
Hochverehrter Herr Streuvels!
Meinen beiden Briefen vom 23. und 24. Februar
[1] lasse ich heute noch einen dritten folgen, denn die Angelegenheit der
Weihnachtsgeschichten ist inzwischen so weit gediehen, daß wir vor einer Einigung mit
Langen-Müller stehen.
[2]
Um nun mit
Langen-Müller abschließen zu können, möchte ich zunächst Ihre Zustimmung einholen, und zwar mache ich Ihnen folgenden Vorschlag:
In den Band möchten wir folgende Geschichten hineinnehmen:
- 1. "Die drei Könige an der Küste" (Übersetzung H[ermine] Schmülling)
- 2. "Weihnachten in einem flandrischen Stalle" (" " ")
- 3. "Das Christkind" (" " ")
- 4. "Letzte Nacht" (" " ")
- 5. "Großmütterchen" (" " ")
- 6. "Christmette im Niemandsland" (Übersetzung Erkelenz)
Als Gesamttitel würde ich einfach vorschlagen:
"Weihnachtsgeschichten"
von
Stijn Streuvels
Bei der Umfangberechnung hat sich nun ergeben, daß wir [2]ein Buch etwa im Umfang unserer Ausgabe von "Prütske" bekommen; der Ladenpreis würde R[eichsmark] 4.80 betragen. Die beiden bei Langen-Müller erschienenen Erzählungen "Christkind" und "Letzte Nacht" betragen 45 % des Gesamtumfangs, die anderen vier noch nicht in Buchform erschienenen Erzählungen 55 %. Langen-Müller hat nun genau denselben Anteil an dem Gesamthonorar beansprucht, also 45 % dieses Gesamthonorars, und will dann von diesem Anteil 40 % an Sie abführen, 20 % an den Erben von Fr[äu]l[ein] Schmülling und 40 % für sich selbst zurückbehalten. Ich habe versucht, ihn von dieser pedantischen und langweiligen Hin- und Herrechnerei abzubringen, aber er ließ sich nicht darauf ein. Ich gebe Ihnen nun nachstehend eine Aufstellung, wie sich das Honorar nach dem von Langen-Müller gewünschten Verteilungsschlüssel verteilen würde, wobei ich annehme, daß wir für Dichter und Übersetzer zusammen 8 % vom Ladenpreis bezahlen können:
|
Streuvels |
Schmülling (Kunze) |
Erkelenz |
Langen-Müller |
Durch Engelhorn direkt: |
RM 730.- |
RM 220.- |
RM 50.- |
RM 360.- |
von Engelhorn via Langen-Müller: |
RM 360.- |
RM 180.- |
- |
- |
Zusammen: |
RM 1090.- |
RM 400.- |
RM 50.- |
RM 360.- |
Wir möchten aber sowohl Herrn Kunze als Herrn Erkelenz dieses Honorar nur für das erste bis fünfte Tausend bewilligen, also mit diesen Beträgen als Pauschalsumme (forfait) abfertigen, so daß die hierdurch gewonnene Ersparnis später Ihnen zugute kommen kann: Sie würden dann also statt der oben angegebenen R[eichsmark] 1090.- aus dem 6. bis 10. Tausend R[eichsmark] 1540.- erlösen. Mit anderen Worten: Sie erhalten von jedem verkauften Stück des [3]ersten bis fünften Tausends 22 Pfennige und von jedem darüber hinausverkauften Stück 31 Pfennige. Ich nehme an, daß die Herren Kunze und Erkelenz für diese Regelung Verständnis haben werden. Sowohl Sie als Herr Kunze erhalten ja weiterhin auch noch Honorar aus "Christkind" und "Letzte Nacht" von Langen-Müller aus dem Verkauf der dortigen beiden Ausgaben.
Ich werde mich sehr über Ihr Einverständnis freuen und glaube, daß wir auf diese Weise einen wirklich sehr schönen Band für den kommenden Herbst haben werden, der geeignet ist, Ihren Namen in jedes deutsche Haus zu tragen.
Mit verehrungsvollen Grüßen
Ihr
(handtekening Adolf Spemann)