4.10.1952
Herrn
D[okto]r Stijn Streuvels
Ingoijghem b[ei] Kortrijk
Het Lijsternest
Lieber hochverehrter Herr D[okto]r Streuvels!
Fräulein Isa hat Ihnen sicherlich unsere Grüsse ausgerichtet. Es war ganz reizend, dass sie kam; mein Sohn und ich haben uns ganz ausserordentlich[ ]darüber gefreut und es tat uns nur sehr leid, dass sie bereits am Samstagfrüh abreisen musste. Am gleichen Nachmittag kam nämlich noch unsere Schwiegertochter, die sich natürlich besonders gefreut hätte, Fräulein Isa zu sehen. Die Messe war sehr interessant, aber auch anstrengend; ich habe sie bis Sonntagabend mitgemacht und war froh, als ich dann endlich am Montag wieder heimfahren konnte. Der Erfolg war sehr gut.
Nächste Woche werden nun die
WEIHNACHTSGESCHICHTEN ausgeliefert werden können, die wir auf der Messe bereits ausgestellt hatten. Ich konnte feststellen, dass die 4 Holzschnitte von
Dombrowski allgemeines Entzücken erregt haben. So hoffe ich, dass sie dem Absatz des Buches helfen. Am 9. Mai hatte ich Ihnen wegen des etwas grösseren Umfanges und wegen des Honorars geschrieben.
[1] Durch den Grösseren Umfang und die Holzschnitte hat sich die Herstellung verteuert und so kostet denn dieser Band
D[eutsche ]M[ark] 3.95. Das Honorar kann also etwas höher sein, nämlich
D[eutsche ]M[ark] 350.-, deren Überweisung ich noch beim Wirtschaftsministerium beantragen muss.
Dazu braucht das Ministerium einen Verlagsvertrag. Ich habe daher einen solchen aufgesetzt und sende ihn Ihnen anbei zu mit der Bitte um Ihre Unterschrift und Rücksendung eines Stückes. Heute lasse ich 25 Freistücke an Sie abgehen, in der Hoffnung, dass Ihnen die Ausstattung gefällt.
[2]
Mit allergrösstem Interesse haben wir in Frankfurt die Mitteilungen von Fr[äu]l[ein] Isa über die neuen Pläne mit dem Leieschip und der Sortimentsbuchhandlung in Kortrijk gehört. Sie alle haben viel Ärger und Sorgen gehabt und ich wünsche Ihnen, dass der neue Start recht glücklich sein möge. Wir wollen gerne Fr[äu]l[ein] Isa die Alleinauslieferung unseres Verlags für Belgien geben und ich werde ihr nächste Woche darüber schreiben.
In Frankfurt sprach ich mit Herrn Wixforth vom Verlag
Bertelsmann. Wie Sie wissen, möchte er "
Knecht Jan" als Lizenzausgabe in seinem Lesering bringen, nicht als
["]Pflichtband" (der von den Mitgliedern abgenommen werden
muss), sondern als "Wahlband" (den sie also freiwillig kaufen können). Er sagte mir, der Lesering habe 300.000 Mitglieder, eine enorme Zahl, und machte für "
Jan" folgendes Angebot: Auflage 20.000, jedoch nicht auf einmal, sondern in der Form, dass er gleich zum 1. April 1953 10.000 druckt und
[2]bis zum 1. April 1954 die Option auf weitere 10.000 Stücke hat. Er würde für jedes Stück 20
Pf[ennige] zahlen und zwar für die ersten 10.000 Stücke (also
D[eutsche ]M[ark] 2.000.-) zum 1.4.1953, für die zweiten 10.000, wenn er sich dazu entschliesst, ebenfalls am 1.4.1954, also wiederum
D[eutsche ]M[ark] 2.000.-. Ich glaube, man sollte dieses Angebot annehmen und die Bedingung stellen, dass Ihre anderen bei mir erschienenen Bücher in der Lizenzausgabe hinten angezeigt werden. Ich schlage dann vor, dass die Lizenzgebühr zwischen Ihnen und meinem Verlag 50:50 geteilt wird, und würde dann mit
Bertelsmann die Verabredung treffen, dass Ihr Anteil unmittelbar von
Bertelsmann an Sie überwiesen wird. Bitte schreiben Sie mir, ob Sie einverstanden sind oder ob Sie wünschen, dass ich versuche, 25
Pf[ennige] statt 20
Pf[ennige] zu erreichen.
[3]
Mit vielen herzlichen Grüssen und Gesundheitswünschen, auch von meiner Familie, an Sie alle
stets Ihr
(handtekening Adolf Spemann)