5.6.41
Sp/La
18.6.41
Herrn
D[okto]r[ honoris causa] Stijn Streuvels
Ingoyghem b[ei] Kortrijk
Belgien
Hochverehrter lieber Herr Doktor
Streuvels!
[1]
Haben Sie herzlichsten Dank für Ihren Brief vom 5. und die Blumenlese aus den Gedichten von
Guido Gezelle.
[2] Ich bin doch recht unglücklich darüber, daß ich nicht gut Flämisch gelernt habe, denn während ich jetzt Prosa,
z[um Beispiel] also auch Ihre Werke, ganz gut lesen kann, (wenn es auch bei einzelnen Worten immer Schwierigkeiten gibt) so stehe ich doch diesen Gedichten ziemlich ratlos gegenüber und muß also einen Lektor beschäftigen.
Was Sie mir über den
Inselverlag und seinen Vertrag mit
Gezelle schreiben, ist ganz außerordentlich charakteristisch für Professor
Kippenberg. Im Grunde genommen hat er es auch genau so mit Ihnen gemacht, und wäre ich nicht mit meiner deutschen
Streuvels-Ausgabe und Propaganda gekommen, so läge der "
Flachsacker" heute ja wohl immer noch still.
[3] Wenn ich nun an
Kippenberg wegen der Gedichte von
Gezelle schreibe, (die in der Insel-Bücherei
[4] auch längst vergriffen sind!), dann wird er vermutlich sofort Lust bekommen, diese Gedichte wieder selber machen zu wollen, aber ich werde es natürlich dennoch versuchen.
Es ist mir im übrigen neulich gelungen, dieses Bändchen aus der Insel-Bücherei mit den hervorragenden Übersetzungen durch
Rudolf Alexander Schröder zu finden, und zwar auf eine Weise, die genau meinem Zusammentreffen mit Fräulein
Dina in Gent entsprach:
[5] Alle Bemühungen, das kleine Buch in hiesigen Buchhandlungen und Antiquariaten zu finden, schlugen fehl. Da ging ich durch eine Straße, in der ein Buchhändler vor der Ladentür einen kleinen Kasten mit etwa hundert antiquarischen, also alten Bänden der
Insel-Bücherei zur freien Wahl für die Passanten aufgestellt hatte. Die Bücher standen eng aneinander gepreßt mit dem schmalen Rücken nach oben. Ich warf einen Blick darauf, und der erste Band, den ich zu fassen bekam, waren die Gedichte von
Gezelle. Dabei hat die
Insel-Bücherei im Ganzen
[2]viele hundert Bände und das Buch fehlt schon lange Zeit.
Was in dieser Auswahl steht, ist außerordentlich schön und erregt durchaus den Wunsch nach mehr. Einiges davon ist auch in der von Ihnen gesandten Originalausgabe erschienen und ich werde nun den Dingen weiter nachgehen.
Für den Hinweis auf den Dichter
Karel van de Woestyne danke ich Ihnen ganz besonders. Ich werde an seinen Verleger
[6] schreiben.
Ich habe mir nun in den letzten Wochen überlegt, ob wir nicht doch etwas Schönes zu Ihrem 70. Geburtstag machen könnten, da ja leider die Übersetzung von "
De Maanden" unmöglich bis zu diesem Tag ausgabefertig sein kann.
[7] Da bin ich nun auf den Gedanken gekommen, eine kleine
Streuvels-Anthologie zu machen, die man vielleicht das
"Streuvels-Buch" nennen könnte (vielleicht fällt mir auch noch ein besserer Titel ein).
[8] Format und Ausstattung wie der Ihnen bekannte "
Dank an Kurt Kluge".
[9] Im Vertrauen auf Ihre Zustimmung habe ich denn das auch sofort in Angriff genommen und folgenden Plan aufgestellt:
- 1) Aufsatz von Friedrich Griese über Stijn Streuvels im Umfang von etwa 5-6 Seiten. Friedrich Griese ist einer unserer ausgezeichnetsten deutschen Dichter heute, hat über "Knecht Jan" ganz besonders schön geschrieben, besitzt Ihre sämtlichen Werke in meiner Ausgabe und ist ein großer Verehrer Ihres Schaffens. Das wird also ein sehr schöner Aufsatz werden, und da Friedrich Griese die höchste Achtung in Deutschland genießt, ist das auch eine ganz vorzügliche Werbung, nach jeder Richtung hin, bei jung und alt.
- 2) Dann möchte ich die ersten 2 Kapitel aus Heule bringen, die ich in den letzten Tagen selber übersetzt habe (hierüber weiter unten).[10]
- 3) Dann folgen Leseproben aus sämtlichen bisher bei mir erschienenen Werken. Auf dem beiliegenden Zettel habe ich das zusammengestellt, was mir besonders geeignet erscheint. Sie können an Hand meiner bei Ihnen befindlichen Ausgaben die Auswahl überprüfen.
- 4) Am Schluß möchte ich eine vollständige Streuvels-Bibliographie bringen, und zwar auf Grund der Bibliographie, die im November-Heft 1938 in der "Neuen Literatur" erschienen ist.[11] Ich füge diese Bibliographie hier bei und bitte, sie zu korrigieren und zu vervollständigen. Ich werde aber nur die Titel Ihrer eigenen Werke nehmen, nicht diejenigen von Aufsätzen über Sie, denn das ist unnötig.
Dem Ganzen werden dann 4-8 schöne Bilder von Ihnen und der flämischen Landschaft u[nd ]s[o ]w[eiter] beigegeben.
Da es sich hier ja nur zum kleinsten Teil um Originalbeiträge, zum größeren Teil aber um Leseproben handelt, muß der Ladenpreis billig sein, und er verträgt daher nicht viel Honorar. Ich bitte Sie, Ihnen ein einmaliges Honorar von
R[eichsmark] 300.-- für dieses Buch anbieten zu dürfen, also keine Rojalty wie bei den übrigen Büchern. Ich muß natürlich auch
Griese honorieren.
[12]
[3]
In der Voraussetzung Ihres Einverständnisses und wegen der Kürze der Zeit lasse ich bereits heute mit der Herstellung beginnen. Ich bin Ihnen aber dankbar, wenn Sie mir Ihr Einverständnis noch zukommen lassen. Ich glaube jedenfalls, das wird eine sehr eindrucksvolle und schöne Arbeit werden, und etwas anderes, als die sinnlosen Anthologien, in denen ohne Wahl und Verstand ein Ragout zusammengesetzt wird.
[13]
Bitte haben Sie nun doch die Freundlichkeit und lesen Sie das Manuskript meiner Übersetzung der ersten beiden Kapitel von Heule, das ich hier beifüge, durch. Es ist ein Versuch, und ich bitte Sie, recht kritisch zu sein. Ich mußte leider bei einigen Stellen Lücken lassen, weil ich einfach den Sinn und die Bedeutung dieser Worte auch mit Hilf des Lexikons nicht entziffern kann. Es wird Ihnen oder Fräulein Isa ein Leichtes sein, diese Lücken zu füllen oder vielleicht den entsprechenden französischen Ausdruck für das Wort zu geben. Aber die Arbeit an und für sich hat mir sehr großes Vergnügen gemacht, und am liebsten würde ich das ganze Buch übersetzen. Doch habe ich ja leider einfach hierzu nicht die Zeit.
An einer Stelle habe ich auch noch einen sachlichen Zweifel: Es heißt darin, daß der Sarg mit der Großmutter die Treppe hinunter getragen worden sei. Ich habe aber den Text so verstanden, als ob die Schlafkammer Ihrer Eltern, in der die Großmutter eingesargt wurde, sich zu ebener Erde neben der Kellertür befunden hätte. Soll das heißen, daß der Sarg in den Keller hinuntergetragen wurde, also die Kellertreppe hinunter?
Ebenso ist es mir nicht ganz klar, ob die Fenster links und rechts der Türe von mir richtig verstanden worden sind, weil es doch zu Anfang heißt, daß sich an der Vorderseite nur die große Haustür und ein Fenster befunden habe. Am besten wäre es, wenn Sie mir eine kleine Skizze und einen Grundriß beifügen könnten, aus dem alles klar wird. Ich hoffe, Ihnen damit nicht zu viel Mühe zu machen.
[14]
Nun hat mir heute Friedrich Griese geschrieben, er möchte so sehr gern, daß Sie, falls Sie nach Deutschland kommen, auch nach Doberan an die Ostsee gehen, wo in [4]Grieses Heimat alljährlich ein Dichtertag stattfindet. In diesem Jahr soll dort auch über Flandern gesprochen werden und Griese würde sich ganz besonders freuen, wenn Sie dort lesen könnten, und zwar findet der Dichtertag immer Ende August statt. Es würden auf diesem Dichtertag Männer sein, mit denen Sie sich sicherlich ausgezeichnet verstehen, wie z[um Beispiel] Hermann Claudius, Moritz Jahn, August Hinrichs u[nter anderem] Claudius ist ja einer unserer feinsten Lyriker, und Sie haben doch meines Wissens auch ein Stück von Hinrichs übersetzt. Es wäre ein völlig ungezwungener kameradschaftlicher Kreis in herrlicher Landschaft, und ich glaube, Sie würden sich dort tatsächlich sehr wohlfühlen.
Das bringt mich nun wieder auf den Plan der
Deutschlandreise. Können wir in dieser Angelegenheit nicht vielleicht doch zu einer günstigen Entscheidung kommen und dürfen wir nicht auf eine Zusage von Ihnen rechnen? Wie wäre es, wenn Sie sich entschließen könnten, gerade im Ende August zu beginnen und dann die erste Hälfte des Septembers dazuzunehmen? Schreiben Sie mir doch bitte recht bald, ob etwas Derartiges organisiert werden darf, dann würde ich an Herrn
D[okto]r Henning, der das Vortragsamt im Propagandaministerium leitet, schreiben. Ich wiederhole sehr herzlich meine Einladung für Fräulein
Dina als Ihre Begleitung, und wäre außerordentlich glücklich, wenn Sie Ihre bisherige Abneigung gegen eine solche Fahrt überwinden könnten. Wir würden es so machen, daß es für Sie mit möglichst wenig Strapazen und ohne alle gesellschaftlichen Verpflichtungen verlaufen würde.
[15]
Bitte grüßen Sie die Familie sehr herzlich und lassen Sie es sich wohlergehen!
Stets Ihr ergebener
(handtekening Adolf Spemann)
N[achschrift]
Anbei die Abrechnung für das erste Vierteljahr 1941.
Ich erhielt einen sehr liebenswürdigen Brief von Frau
Vandemeulebroecke, über den ich mich sehr gefreut habe.
[16] D.O.
Annotations
[1]
Streuvels werd doctor honoris causa aan de universiteiten van Leuven, Münster en Pretoria.
[2]
Cf. brief van Stijn Streuvels aan Adolf Spemann van
5 juni 1941. Samen met deze brief zond Streuvels de volgende bloemlezing aan het adres van Spemann: Aleida Nijland (comp.),
Bloemlezing uit Guido Gezelle's Gedichten. Tiende druk. Amsterdam, L.J. Veen, 1940.
[3]
Op
18 augustus 1933 had Insel Verleger Kippenberg zijn plannen ontvouwd om
Der Flachsacker, d.i. de Duitse vertaling van
De vlaschaard, uit te brengen in een nieuwe vertaling, om daarna een keuze te maken uit het hele oeuvre volgens het drievoudige oorlogscontract en om ten slotte kleinere werken van Streuvels te brengen in de
Insel-Bücherei. Maar omdat er niets gebeurde en Streuvels had gezien
dat de duitsche uitgaaf van De vlaschaard sedert geruime tijd uit Uw catal. verdwenen is (of het boek er ooit in is voorgekomen?) vraagt hij in zijn brief aan Kippenberg van
14 maart 1935 waarom er zo weinig publiciteit voor dit boek werd gemaakt
in tegenstelling met de drukke publiciteit voor vertalingen van andere Vlaamsche boeken, Timmermans dus. Streuvels vervolgt:
In geval Gij er aan verzaken wilt, en de uitgaaf vrij laat, zou ik er aan houden eene nieuwe uitgaaf te laten verschijnen, opdat het boek, samen bij de andere Duitsche vertalingen, kan in den handel komen. Adolf Spemann werd in deze brief nog niet genoemd.
H. Speliers, Als een oude Germaanse eik, p. 296-297; briefwisseling Streuvels-Kippenberg in Letterenhuis, K 423/B1 en GSAW
Kippenberg wist dat Spemann op een uitgave van
Der Flachsacker aasde, omdat die bij hem had aangedrongen om een gemeenschappelijke Streuvelscampagne op te zetten in de Duitse pers. Dit blijkt uit de brief van Adolf Spemann aan Stijn Streuvels van
11 maart 1935.
Nauwelijks vijf dagen later schrijft Kippenberg aan Streuvels in het Nederlands dat hij vasthoudt aan zijn voornemen om zelf een nieuwe, verbeterde vertaling van het werk uit te geven. Spemann kon zijn
Vlaschaard-droom opbergen. Het contract van december 1915 bleef onherroepelijk in Leipzig liggen en de nieuwe uitgave van Der Flachsacker werd uitgegeven door Insel Verlag.
H. Speliers, Als een oude Germaanse eik, p. 296-297.
[4]
Guido Gezelle,
Gedichte. Leipzig, Insel Verlag, s.d. Insel-Bücherei, 213. Aus dem Flämischen übersetzt von Rudolf Alexander Schröder.
[5]
Spemann beschreef deze ontmoeting in zijn brief aan Streuvels van
20 maart 1941.
[7]
Van
De maanden verscheen pas in 1945 voor het eerst een Duitse vertaling:
Die zwölf Monde.
[8]
In 1941 verscheen inderdaad naar aanleiding van Streuvels' zeventigste verjaardag:
Das Streuvels-Buch.
[9]
Dank an Kurt Kluge. Blätter zum Gedächtnis des Dichters. Stuttgart, J. Engelhorns Nachf. Adolf Spemann, 1940, 62 S. 1 Porträt.
[10]
Niet bij de brief bewaard gebleven.
[11]
Titelbeschrijving: Elisabeth Römer-Schirmann, '
Stijn Streuvels', in:
Die Neue Literatur, Heft II, November 1938, pp. 546-555. Inclusief biografisch en bibliografisch addendum door Ernst Metelmann, pp. 555-559.
[13]
Cf. antwoord van Stijn Streuvels in zijn brief aan Adolf Spemann van
24 juni 1941.
[14]
Bij zijn brief aan Spemann d.d.
24 juni 1941 stak Streuvels een blad met
de uitleg van enkele moeilijkheden. Eén van de woorden die hij verklaarde was
vautekamer:
fr. voûte = gewelf. D. Gewölbe. Kammer über das Keller-gewölbe, und gewöhnlich ein Schlafzimmer. 5-6 Tritt hoch. Nederl.: Opkamer. D. Oberzimmer.. Bovendien toont hij aan de hand van een eenvoudige schets ook wat met
een venster aan weerkanten bedoeld wordt:
aan wederzijde der deur een venster. (wederkanten = wederzijds. Rechts en links van de deur een venster.
[15]
Cf. antwoord van Stijn Streuvels in zijn brief aan Adolf Spemann van
24 juni 1941.
[16]
De brief van Paula Vandemeulebroecke-Lateur, Streuvels' oudste dochter, aan Adolf Spemann dateert van 13 mei 1941. Adolf Spemann antwoordde op 23 mei.